Ich bin überrascht, dass ich solange gewartet habe einen Artikel über das Konzept von „Sich den Weg zum Himmel erarbeiten“ und all das, was dieses mit sich bringt, zu schreiben, da es sich um einen der am weitesten verbreiteten Mythen des institutionellen Christentums handelt. Jemand muss diesen Mythos so laut wie möglich in Frage stellen, damit Beweise vorgelegt werden können, die diesen unterstützen, denn der Mythos steht ganz oben auf der Unfehlbarkeitslehre der Bibel als eines der unbestreitbarsten, und doch fehlgeleiteten, Dogmen über fast alle konfessionellen Grenzen hinweg. Ich würde behaupten, dass die Beliebtheit des Mythos darin liegt, dass er das präsentiert, was Menschen hören wollen, es jedoch KEINEN gültigen biblischen Grund dafür gibt, es zu glauben.
Im Wesentlichen lehrt der Mythos, dass das Einzige, was Gott mehr als alles andere hasst, ist, dass die Menschen versuchen, perfekt zu sein ...oder überhaupt versuchen, Gutes zu tun. Er lehrt im Grunde, dass wenn jemand irgendeine von Jesus Disziplinen sehr ernst nimmt, dann ist man des Versuches schuldig „sich den Weg zum Himmel zu erarbeiten“, doch kann dies auch auf jede Konfession oder Religion angewendet werden, die man eindeutig verurteilen möchte. (Meine Familie tat dies mit allen anderen nicht-christlichen Religionen, doch auch mit Katholiken, Zeugen Jehovas, und jeder anderen Randgruppe.) Uns wurde einfach gesagt, sie würden ihren Weg zum Himmel verdienen wollen, und es gab keine weitere Diskussion darüber. Man braucht nur diese Phrase auszusprechen ("den Weg in den Himmel erarbeiten") und es ist, als würden alle guten religiösen Christen vor solch einer Ketzerei entsetzt zurückschrecken. Wir würden uns weigern, uns mit solchen Leuten einzulassen!
Ich erinnere mich an meine früheren Jahre in einer „Heiligen“ Kirche, welche sich mit Hand und Fuß gegen Calvinismus und alles , was dieses darstellte, wehrte, besonders die Lehre, dass man jeden Tag „in Wort, Gedanke und Tat“ sündigen kann, und doch mit Gott auf Grund der Gnade von Christus im Reinen sein kann. Und doch, jedenfalls im meiner Familie, als ich entdeckte, dass die Lehren Jesus Staub in einer Ecke in unserer Familienbibel gesammelt hatten, wurde ich sofort scharf kritisiert, als ich began „Erlösung durch Werke“ zu lehren. Mit anderen Worten, sogar die Kirchen, die sich am strengsten für Disziplinen aussprechen und eine hohe Moral setzten, werden sich hinter einem Banner der falschen Gnade verstecken, wenn es um die Lehren des Gehorsames gegenüber Jesus geht.
Wenn man die Lehre (insbesondere die calvinistische Version) offen und ehrlich untersucht, offenbart sie eine seltsame Unregelmäßigkeit. Sie verkündet dogmatisch, dass kein noch so großes Maß an Sündhaftigkeit (einschließlich der buchstäblichen und vorsätzlichen Rebellion gegen Gott) Gottes Zustimmung zur Rettung eines Menschen aufheben kann, der ein magisches Gebet gesprochen und Jesus in sein Herz gebeten hat. Der Vertrag ist unterzeichnet, und Gott selbst kann sich nicht mehr aus dem Vertrag herauswinden. Allerdings (und hier kommt der Widerspruch ins Spiel) gibt es EINE Sünde, die nicht gedeckt werden kann und für die ein bekennender Christ auf ewig verloren sein wird, und das ist die Irrlehre zu lehren, dass Gott bestimmte Standards hat, die er von seinen Anhängern erwartet, um sich daran zu messen. Wenn man es wagt zu sagen, dass man seine Erlösung verlieren kann, wenn man diese Standards nicht erfüllt, dann ist das genau die eine Sünde, für die eine Person seine/ihre Erlösung verlieren KANN (oder genauer gesagt, die als unwiderlegbarer Beweis dafür gelten kann, dass die Person überhaupt nie gerettet wurde). Sie werden einfach als "Arbeit"-Lehrende abgestempelt oder als "die,die versuchen, sich den Weg in den Himmel zu erarbeiten", und das wirft sie in die Schublade der Hoffnungslosen.
Was genau ist also die Voraussetzung dafür, dass gute Werke als die abscheulichste aller Sünden angesehen werden? Woher in aller Welt kommt das? Man sollte meinen, dass es ganze Kapitel in der Bibel geben muss, die sich gegen jeden richten, der versucht, Jesus zu gehorchen oder sich an einem anderen Standard der Disziplin zu messen. Doch wie bei so vielen dieser Mythen (z. B. dem Zeltmachermythos oder dem Unfehlbarkeitsmythos) hängt dies an einem sehr dünnen Faden.
Im Besonderen gibt es zwei Verse, die als Beweistexte für all die fantastischen Behauptungen präsentiert werden, die den Mythos "Sich in den Himmel arbeiten" ausmachen. Einer von diesem ist in
Ephesians 2:8-9 Denn durch die Gnade seid ihr gerettet worden aufgrund des Glaubens. Ihr selbst habt nichts dazu getan, es ist Gottes Geschenk und nicht euer eigenes Werk. Denn niemand soll sich etwas auf seine guten Taten einbilden können. Und die zweite ist in
Titus 3:5...nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit machte er uns selig …Nun, natürlich beziehen sich diese beiden Stellen positiv auf die Gnade Gottes, und sie verweisen auf die Grenzen dessen, was unsere Werke leisten können. Aber wenn man bedenkt, dass die Bibel voll von Verweisen ist, dass wir auf die eine oder andere Weise gut sein müssen, sagen andere direkt aus, dass man kein Christ sein kann, wenn man bestimmte Dinge NICHT tut, oder dass man seine Erlösung verliert, wenn man sie nicht tut, dann müssen diese beiden Beweistexte (und die grausame Lehre, die aus ihnen entstanden ist) sehr genau betrachtet werden.
Es bedarf keiner großen Lupe, um darin ein wenig gesunden Menschenverstand zu erkennen. Es ist so einfach wie zu sagen, dass ein Geschenk ein Geschenk ist, auch wenn es normalerweise einige Kriterien gibt, nach denen der Schenkende auswählt, wem er das Geschenk macht.
Nehmen wir an, ich wäre ein reicher Milliardär und ich sage, dass ich eine Million Dollar einem jeden in einer Gruppe von Menschen geben will, die ihre Hände heben und sie solange hoch halten, bis jemand mit einem Geschenk kommt, auch wenn er eine Stunde braucht, um sie zu erreichen. Haben die Leute, die eine Million Dollar bekommen, das Recht damit anzugeben, dass sie es verdienten? Haben sie ein Recht, die Auszeichnung ohne ein Wort des Dankes an den Geber zu akzeptieren? Können sie lehren, dass irgendjemand anderes, der auch seine Hand für ein paar Minuten hoch hält, auch für eine Million Dollar berechtigt ist? Zu all diesen 3 Fragen heißt es: Nein. Die Millionen Dollar stehen in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, der nötig war, um sie zu erhalten.
Wenden wir nun den Mythos, dass man sich in den Himmel arbeitet, auf diese Illustration an. Wenn jemand hört, was ich gerade darüber gesagt habe, dass man sich nicht rühmen soll, die Hand gehoben zu haben, beginnt er/sie zu lehren: "Warum sollten wir überhaupt die Hand heben müssen? Wenn es ein Geschenk ist, dann sollten wir nichts tun müssen. Und so gehen sie herum und erzählen allen, dass sie eine Million Dollar bekommen können, indem sie nichts tun (außer vielleicht ein Gebet zu sprechen, das die Mythenerzähler erfunden haben, um das lange Hochhalten der Hände zu ersetzen). Mit anderen Worten, es gibt immer noch eine Bedingung (das Aufsagen des Gebetes), aber es hat nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem, was der Milliardär gesagt hat, und es ist ein Schlag ins Gesicht des Milliardärs.
Es spielt keine Rolle, wie populär die Lehre sein mag, wenn die Zeit kommt, dass diejenigen, die das magische Gebet aufgesagt haben, ihre Belohnung abholen, ist es glaubwürdig, dass der Milliardär zahlen wird? Nein, natürlich nicht! Er wäre sogar unendlich beleidigt über das, was sie mit seiner Großzügigkeit gemacht haben.
Kommen wir nun zurück zu dem, WAS Gott von denjenigen verlangt, denen er das ewige Leben geben will. Jesus erzählte von einem Kaufmann, der einen Acker fand, in dem ein Schatz vergraben war. Er musste alles verkaufen, was er besaß, um den Acker zu bekommen, und doch war er überwältigt von seinem Glück, in den Besitz des Schatzes gelangt zu sein. Was er für den Acker bezahlte, war buchstäblich nichts im Vergleich zu dem, was er bekam. Alles, was er besaß, war genug für den üblichen Preis eines leeren Stück Landes. Er konnte sich nicht rühmen, dass er genug gespart hatte, um den Schatz zu kaufen, denn den gab es umsonst. Das ewige Leben mit all unserem Besitz zu vergleichen, ist so, als würde man sagen: "Kaufe dieses Kaugummi für zehn Cent und du bekommst ganz London umsonst dazu."
An einer anderen Stelle sagt Jesus, dass wir, wenn wir alles tun, was er uns befohlen hat, sollten wir uns selber klar machen, dass wir trotzdem noch "unbrauchbare Knechte" sind. Auch hier sagt Jesus dasselbe, was Paulus in den beiden Textstellen zum Beweis gesagt hat; doch sagt er es im Zusammenhang mit dem Gehorsam gegenüber allem, was er gelehrt hat. Im Gegensatz zu normalen Arbeitern, die ihren Arbeitgebern großen Reichtum bringen, können wir alles tun, was Jesus von uns verlangt, und doch haben wir ihm nichts gegeben. Wir sind diejenigen, die erhielten und erhielten und erhielten. Zuerst gibt er uns Leben. Dann gibt er uns Glück und einen Sinn für unser Leben. Und dann gibt er uns das ewige Leben. Sein Joch ist sanft und seine Last ist leicht. Seine Gebote sind nicht beschwerlich. Alles, was er von uns verlangt, ist zu unserem eigenen Besten.
Keines dieser Auffassungen von Paulus Worten macht also die guten Werke zunichte. Sie zerstören auch nicht die Beziehung zwischen unseren guten Werken und der Erlösung. Gott beschließt, sein kostenloses Geschenk des ewigen Lebens an bestimmte Menschen zu vergeben. NICHT denen, die magische Gebete sprechen, sondern denen, die seinen Sohn mit der Art von Respekt behandeln, die er verdient. Durch all unseres Gehorsams wurde nichts gekauft, und doch, wenn wir uns weigern zu gehorchen, dann gibt er uns nicht den Siegespreis. Das ist eine so einfache Erklärung, und das Wichtigste ist, dass sie sowohl der Gnade als auch dem Glauben einen Sinn gibt.
Man denke an die Phrase im Epheserbrief "durch den Glauben" ("aus Gnade seid ihr gerettet, durch den Glauben"). In Jakobus steht: "Glaube ohne Werke ist tot". Wenn wir dies alles zusammenfassen, erkennen wir, dass „keine Werke“ gleichbedeutend sind mit „keinem Glauben“ und „kein Glaube“ gleichbedeutend mit „keiner Gnade“.
Wenn man ein paar Verse weiter im Epheserbrief liest, wird man feststellen, dass Paulus selbst davon spricht, dass wir genau zu dem Zweck gerettet werden, gute Werke zu tun. Es stimmt, er scheint von guten Werken zu sprechen, die NACH unserer Errettung geschehen, während Jesus von guten Werken zu sprechen scheint, die vor unserer Errettung geschehen. Aber eine solche Abgrenzung gibt es nur, wenn wir die Errettung als ein statisches Ritual zu einem bestimmten Zeitpunkt betrachten (das magische Gebet, man erinnere sich), was auch eine Art Mythos sein kann. Wann zum Beispiel wurde Petrus gerettet? Als er seine Netze verließ und Jesus folgte? Als er bekannte, dass Jesus der Christus ist? Als er bereute, Jesus verleugnet zu haben? Als er Jesus nach der Auferstehung begegnete? Als er am Pfingsttag mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde? Außer man sucht nach einem Zeitpunkt, an dem man aufhören kann, gut zu sein, sind solche Fragen wirklich von geringem praktischen Nutzen.
Aus unserer Sicht ist die wirklich wichtige Frage, ob oder ob wir nicht in dem ganzen Licht wandeln, welches wir haben. Tun wir unser Bestes, um Jesus zu gehorchen? Streben wir nach Heiligkeit oder Vollkommenheit? Wenn wir diese Dinge nicht tun, können wir uns von jeder Hoffnung auf Erlösung verabschieden, denn das sind die Dinge, nach denen Gott Ausschau hält, wenn er mit seinem himmlischen Scheckbuch auf die Suche nach Menschen geht, denen er das ewige Leben schenkt.
Und das ist kein Mythos. Es wird von der ersten bis zur letzten Seite der Bibel gelehrt.