Wenn wir darüber sprechen, daß die Menschen uns wegen unseres Glaubens eines Tages töten werden, dann ist es leicht zu glauben, daß wir an Geistesgestörtheit leiden. Es ist gewiß ein bißchen viel, zu denken, daß wir nur deshalb verfolgt werden, weil wir die Menschen lehren, Weisheit zu suchen, aufrichtig zu sein und/ oder den Lehren Christi zu folgen. Aber ist es wirklich? Frage dich selber: "Warum wurde Jesus gekreuzigt?" Ich spreche nicht über die theologischen Antworten (d. h., sodaß er die Menschheit retten konnte usw.), sondern vielmehr: "Was waren die menschlichen Faktoren, die dazu führten, daß die Menschen ihn so sehr haßten, daß sie sehen wollten, wie er zu Tode gemartert wurde?"
Über dieses Thema wird von religiösen Leuten nicht viel nachgedacht, denn sie nehmen unbewußt an, daß alles, was vor 2.000 Jahren geschah, von Gott konstruiert wurde, möglicherweise sogar gegen den freien Willen der betroffenen Menschen. Wenn sie so denken, dann übersehen sie die machtvolle Bedeutung des Todes Jesu.
Jesus sagte, daß die selbe Sorte von Menschen, die ihn zurückgewiesen hatte, auch seine Nachfolger ablehnen würden. (
John 15:20-21) Und siehe da! Die meisten seiner ersten Nachfolger wurden wegen ihres Glaubens getötet.
Aber wir im einundzwanzigsten Jahrhundert sind so weit gekommen, zu glauben, daß die Nachfolger Christi im ganzen gesehen populäre, erfolgreiche und mächtige Menschen sind. Wie kommt das? Ist es nicht deshalb, weil die Leute, die jetzt allgemein als "Christen" anerkannt werden, nicht wirklich Nachfolger Jesu sind?
Du brauchst nur einen Blick auf die Lehren Jesu zu werfen um zu erkennen, daß er nicht den Bau großer Kathedralen befürwortete, auch nicht, daß die Menschen nur wöchentliche Treffen zu besuchen hätten oder ein Gebet sagen müßten, um alles zwischen ihnen und Gott in Ordnung zu kriegen. Die moderne institutionalisierte Kirche hat etwa so viel Ähnlichkeit mit Jesu und seinen zwölf Jüngern, wie der Kommunismus mit dem Kapitalismus hat.
Also, was lehrten Jesus und seine Nachfolger, daß sie schließlich so gehaßt wurden? Mit einem Wort, er lehrte Liebe. Aber das klingt kaum nach etwas, wofür jemand getötet werden würde. Der Unterschied ist jedoch, daß Jesus von der wahren Sache sprach.
Die Bibel sagt: "Die Liebe Christi haben wir daran erkannt, daß er sein Leben für uns opferte. Ebenso müssen auch wir bereit sein, unser Leben für andere hinzugeben. Denn wie kann Gottes Liebe in einem Menschen bleiben, dem die Not seines Bruders gleichgültig ist, obwohl erselbst alles im Überfluß besitzt?" (
1 John 3:16-17)
An einer anderen Stelle sprach Jesus: "Ich gebe euch einen neuen Befehl: daß ihr euch so lieben sollt, wie ich euch geliebt habe." (
John 13:34) Sich gegenseitig zu lieben war kein neues Gebot. Liebe wurde schon im Alten Testament gelehrt. Aber was das Gebot neu machte waren die letzten fünf Wörter: "...wie ich euch geliebt habe." Jesus demonstrierte die Sorte Liebe, die er wollte.
Liebe, die bereit ist, für den Empfänger zu sterben, ist Liebe, die überführt. Als Jesus zu den Menschenmassen sprach: "Wer nicht alles aufgibt, was er besitzt, kann nicht mein Jünger sein" (
Luke 14:33), dann erklärte er ihnen, wie sie die Sorte Liebe, die er lehrte, zum Ausdruck bringen sollten. Er hatte vorher erklärt, daß dieses "alles aufgeben" so allumfassend zu sein hätte, daß es selbst die Hingabe des eigenen Lebens für Gott und andere einschließen würde.
Nun, wie reagieren die Menschen, wenn sie in den Kontakt mit so einer Liebe kommen? Solange es ihnen persönlich hilft kann die Reaktion sehr positiv sein. Jesus wurde während des Großteils seines Dienstes von den Menschenmassen geliebt. Sie alle wollten etwas von ihm erhalten. Aber selbst diese Volkstümlichkeit verärgerte die Religionsführer, die eifersüchtig waren.
Ich gebe hier eine kleine Veranschaulichung dafür, wie das funktionieren kann. Vor einigen Jahren meldeten wir uns freiwillig, um in einer kleinen australischen Stadt den Religionsunterricht für eine Anzahl verschiedener Kirchen zu halten. In der Bemühung, diese Unterrichtsstunden interessanter für die Kinder zu gestalten, pflegten wir Spiele zu spielen und Wettbewerbe zu veranstalten, die mit dem Material, das sie lernen mußten, verknüpft waren. Wir nahmen Bonbons mit, um sie als Preise zu gebrauchen. Es dauerte nicht lange, bis uns der für die Religionslehrer zuständige Geistliche erklärte, daß wir nicht länger Preise anbieten könnten, denn das ließe die anderen Religionslehrer vergleichsweise gemein aussehen (denn sie waren nicht bereit, die Bonbons aus eigener Tasche zu bezahlen, so wie wir es taten). Es war nicht so, daß sich die anderen Lehrer solche Vergnügen für die Kinder nicht leisten konnten; es war nur so, daß sie nicht meinten, sie müßten so weit gehen, um ihre Liebe für die Studenten auszudrücken. Und wenn sie es nicht tun würden, dann sollten auch wir es nicht tun.
Offensichtlich, wenn wir Wunder oder etwas viel spektakuläreres getan hätten, so wie Jesus es tat, dann wären die anderen Lehrer noch verstimmter gewesen.
Wir fingen an, auch eine freie Zeitung für die Stadt zu produzieren, und wir gaben sie alle 14 Tage heraus. Wir verkauften keine Anzeigen, stattdessen bezahlten wir alles selber. In jener Zeitung boten wir die freie Berichterstattung für alle ortsansässigen Kirchen an, ebenso wie allgemeine Nachrichten und Sportreportagen. Wir starteten in der selben Stadt einen Zweite-Hand-Laden, wobei wir die freiwilligen Arbeitskräfte selber stellten, und wir teilten die Einkünfte zwischen allen Kirchen auf. Wir unternahmen noch eine weitere Anzahl von freiwilligen Projekten zum Nutzen für das Gemeinwesen. Alles, was wir taten, war der Versuch, anderen Menschen Liebe zu zeigen.
Am Ende jedoch wurden wir von den ortsansässigen Kirchen, denen wir zu helfen versuchten, praktisch aus der Stadt hinausgejagt.
Einer der ortsansässigen Geistlichen hatte einen Jungen nach dem Religionsunterricht sexuell belästigt, und der Junge identifizierte ihn. Aber die ortsansässigen Pfingstkirchler bekamen eine "Offenbarung", daß ich der wahre Schuldige war. Die Polizei fragte den Jungen, ob es denn so wäre, und er verneinte es überzeugend. Aber das hielt die Kirchen nicht davon ab, ihre Lügen über mich über die ganze Stadt zu verbreiten. Mit der Tatsache, daß ich mich zur Zeit dieses Angriffs in Übersee befand, befaßten sie sich nicht, als es darum ging, eine solche Verleumdung zu führen! Die Polizei nahm sich nicht einmal die Zeit, mich zu interviewen, denn sie konnte durch die Eifersucht der Kirchen hindurchsehen. Der ortsansässige Pfarrer der Pfingstkirche wurde jedoch von dem Jungen identifiziert, und entsprechend angeklagt.
Als er zu seiner Hinrichtung geführt wurde, sprach Jesus: "Wenn sie diese Dinge in einem grünen Baum tun, was wird dann in einem ausgetrockneten geschehen?" (
Luke 23:31) Mit anderen Worten: wenn die Menschen ihn töteten, wenn doch alles, was er tat, der Versuch war, die Menschen zu lieben, dann was wird eine weniger geistige Welt einem solchen Menschen antun?
Mit Bezug auf die letzten Tage der Menschheitsgeschichte sprach Jesus, daß zu jener Zeit "die Liebe bei vielen erlöschen wird." (
Matthew 24:12) Ich glaube, daß wir in jenen Tagen leben. "Liebe" ist heute eine kalte, egoistische, oberflächliche Emotion, in welche die Menschen "hineinfallen" und wieder herauskommen. Selbst in Ehen wird die lebenslange Verpflichtung "bis der Tod uns scheidet" immer seltener; und eine Liebe, die jemanden dazu veranlassen würde, für den anderen zu sterben, gibt es kaum.
Aufgrund unserer kurzen Lebensspanne ist es für uns schwierig zu wissen, ob die heutige Welt wirklich sehr verschieden (im Sinne geistiger Einstellungen) zu der vor 2.000 Jahren ist. Jedoch brauchen wir uns nur an die Literatur der letzten paar Jahrhunderte zu wenden, um einen dramatischen Trend weg von der Sorte Liebe feststellen zu können, die buchstäblich für den anderen sterben würde.
Im neunzehnten Jahrhundert pflegten die Helden und Heldinnen der Literatur regelmäßig ihr Leben für andere niederzulegen. Beispielsweise endete das Märchen von der jungen Mehrjungfrau ursprünglich damit, daß sie starb; nicht nur aus Liebe für den jungen Prinzen, sondern, wichtiger, aus ihrer Liebe zu Gott. Walt Disney könnte heutzutage einen solchen Abschluß niemals vermarkten, und daher wurde er geändert.
Wir erfahren die Ablehnung, die Jesus fühlte, wann immer wir die Lehren Christi erwähnen. So lange wir undeutlich sind, als ob jeder frei wäre sich vorzustellen, was es ist, was der eigene, persönliche "Jesus" von ihnen will (und gewöhnlich stellen sie sich vor, daß er sie nur mit mehr Wohlstand und besserer Gesundheit segnen möchte), erfahren wir keine Zurückweisung. Aber wenn sie erfassen, daß wir darüber reden, eine Bibel tatsächlich herauszuholen und seine Lehren zu lesen, und dann versuchen, ihnen zu gehorchen, dann bildet sich ein dunkler Wall zwischen uns und den Menschen, zu denen wir sprechen.
Religiöse Menschen, nichtreligiöse Menschen, reiche Leute, arme Leute, enge Freunde, Verwandte und andere möchten plötzlich mit uns nichts mehr zu tun haben. Sie sind nicht bereit, alles, was sie haben, für Gott und jeden anderen aufzugeben, und sie möchten nicht hören, daß Jesus sagte, daß wahre Liebe genau das von uns erfordert.
Die Heldinnen von heute werfen ihre Männer weg, um ihre Karrieren zu fördern. Die Helden von heute schließen damit ab, den Wettkampf im Basketball, oder was immer sie sich gerade ausgesucht haben, zu gewinnen. Und es geschieht deshalb, weil die Öffentlichkeit von heute nichts von der Sorte Charakter hören möchte, die das Richtige selbst dann tut, wenn es nicht zum persönlichen, eigennützigen Vorteil gereicht.
Ist es daher ein Wunder, wenn wir sagen, daß die Welt uns dafür zurückweist, weil wir auf den Lehren Jesu herumreiten? Und wenn wir lange genug auf ihnen herumreiten, dann wird, selbst wenn sie uns den Rücken gekehrt haben, ihre Lügen erzählt haben und uns der Geistesgestörtheit angeklagt haben (so wie es die Juden mit Jesu taten), ja, dann wird der Tod auch uns irgendwo entlang des Weges erwarten.