Geduld, Treue und Gnade sind Tugenden. Aber ist Toleranz eine?
Toleranz ist ein Maß dafür, wieviel Gewicht eine Substanz ertragen kann, bevor sie bricht. Sie ist mehr eine Eigenschaft von Gesteinen und Metallen, als von Menschen.
Das einzige Mal, wo das Wort in der Bibel auftritt, ist, wenn Christus sagt, daß Gott weniger Toleranz für jene zeigen wird, die seine Lehren zurückweisen, als er es für Sodom und Gomorra tat. (Matthew 10:14-15; 11, 20-24) Feuer und Schwefel, die vom Himmel regnen, klingen nicht gerade wie die populäre Vorstellung von Toleranz.
Anders als Geduld, Treue und Gnade fordert Toleranz in der modernen Wortbedeutung nicht viel von uns. Gewöhnlich tolerieren wir Menschen, die jemanden oder etwas außer uns verletzen. Sünde zu tolerieren ist falsche Liebe. billige Gnade auf Kosten von Gott.
Die Toleranzdoktrin ist eine Entschuldigung dafür, sich nicht verändern zu müssen. ("Ich werden dich nicht kritisieren, wenn du mich nicht kritisiertst") Und sie gibt uns das Gefühl, daß wir liebevoller als Gott sind. Sie ist die Begründung bei jedem Streit, der damit anfängt: "Warum läßt es ein Gott der Liebe zu.?" Wenn wir es nicht tolerieren können, wie Gott seine Welt leitet, dann müssen wir entweder unsere Definition von Liebe verändern, oder aufhören zu lehren, daß Gott ein Gott der Liebe ist. Er muß sich nicht unserer Vorstellung von "liebevoll" anpassen, weißt du!
Die ersten 2/3 der Bibel und die ersten 2/3 der Geschichte, die in ihr aufgezeichnet sind, lehren uns - vor allem anderen - daß Gott Gott ist. Er ist der Boss, und er gibt die Befehle. Wir sind nur Staubpartikel im Vergleich.
Es erscheint, daß wir das irgendwo zwischen den Zeilen vergessen haben.
Eine der großen Sünden von Sodom und Gomorra war Toleranz. Abraham war überzeugt, daß da wenigstens 50 rechtschaffene Menschen in der Stadt vorhanden waren. Aber was als Rechtschaffenheit durchging war bloß Indifferenz gegenüber der Sünde um sie herum.
Und heute ist von dem viel vorhanden. Beide, sowohl die politische Linke als auch die politische Rechte, predigen Toleranz. Die Linke möchte, daß wir Drogen und geschlechtliche Unmoral dulden; und die Rechte möchte, daß wir Habgier und wirtschaftliche Ungerechtigkeit tolerieren. Wir sind beiden gegenüber intolerant.
Daher werden wir von beiden Seiten als "unliebevoll" angeklagt.
Aber ein besserer Test der Liebe ist die Fähigkeit, für eine längere Zeit mit Menschen in enger Gemeinschaft zusammenzuleben, und füreinander den Verlust all dieser Dinge zu erleiden. Wie viele sind tolerant genug, um eine solche Aufgabe auch nur versuchen?
Die Wahrheit ist, daß die meisten Menschen nicht einmal in Frieden mit ihren eigenen Familien leben, oder eine Eheverbindung erhalten können, die ein Leben lang hält. Vielleicht ist das etwas, wo die Welt mehr Toleranz benötigt.
Aber wir würden eher sagen, das dies etwas ist, wo mehr Geduld, Treue und Gnade ausgiebiger demonstriert werden müssen.
