Es könnte sein, dass diese Studie nicht viel Neues über das Thema Geduld aufzeigt; dennoch müssen einige der alten Wahrheiten manchmal wiederholt werden, da wir sie so oft vergessen.
Eine der Wahrheiten ist die, dass Geduld eine Tugend ist, die besonders die Leiter erwerben sollten. Unseren Anhängern fällt es immer schwer, angesichts der Berichtigungen, die sie erhalten, demütig zu bleiben; doch fälllt es uns Leitern ständig schwer, unsere Kritik geduldig mitzuteilen.
Vielleicht ist es eine der anderen Wahrheiten, dass ich mich gar nicht dafür qualifiziert fühle, zu diesem Thema etwas zu sagen, da ich nämlich selber ein so ungeduldiger Leiter bin. Nichtsdestotrotz muß die Wahrheit ausgesprochen werden, auch wenn sie von einem Scheinheiligen kommt. Jesus sagte, dass ein Jünger nicht großartiger als sein Lehrer sein kann. Wenn du also jemals geduldiger als ich sein möchtest, dann wirst du einen besseren Lehrer brauchen; und der beste Lehrer, der uns zur Verfügung steht, ist Gott selber.
Angesichts der Tatsache, dass die Welt immer schlechter wird, erstaunt es mich, dass Gott uns nicht schon alle erschlagen hat. Manchmal sieht es so aus, als ob seine Geduld geradezu ein Fehler ist, denn es erscheint, dass er die Leute - ohne einzugreifen - mit allem Möglichen davonkommen läßt. Doch sollte dies als eine Mahnung für jene von uns, die mit der Ungeduld kämpfen, dienen, dass es selten eine absolute Notwendigkeit dafür gibt, andere in die Luft zu jagen. Wir überzeugen uns, dass unser Zorn zu ihrem Guten ist. Doch falls das wirklich so ist, warum weist dann Gott die Menschen nicht stärker zurecht? Insgesamt gesehen erreicht man sehr wenig, wenn man mit jemandem ungeduldig wird. Der heilige Jakobus sprach: „Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.“ So viel über unsere „rechtschaffene Empörung“!
Der Grund dafür, dass unser Zorn so wenig erreicht, ist der, dass Menschen etwas haben, das wir freien Willen nennen. Man kann über eine kaputte Maschine zornig werden, doch kann man sie durch Ersatzteile dazu bringen, wieder richtig zu gehen, denn die Maschine hat keine Gefühle und kann sich nicht gegen deinen Ärger aufbäumen. Solange du das richtige Teil in den richtigen Platz setzt, wird sie funktionieren.
Doch wenn du das Gleiche mit Menschen versuchst, dann fühlen sie sich angegriffen; und unabhängig davon, ob sie von vornherein absichtlich gegen dich rebellierten, dürften sie als Ergebnis deiner Ungeduld ihre Rebellion steigern.
Ein Wutausbruch kann Tage, Wochen oder Monate von Geduld zunichtemachen. In der Schlacht von Armageddon wird der riesige Wutausbruch eines allmächtigen Gottes ertönen; doch bis dahin versucht Gott weiterhin, an die Menschen mit seiner Geduld heranzukommen. Und es sei denn, du hast den Punkt erreicht, an dem du bereit bist, jemanden völlig in die Luft zu jagen und die Hoffnung restlos aufzugeben, wird Geduld besser sein als jemanden fertigzumachen.
Wir haben es versucht, unseren Anhängern die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Zielsetzungen festzulegen, und ihnen bei der Erfüllung dieser Ziele zu helfen. Doch selbst dann müssen wir uns fragen, ob sie die Art von „Hilfe“, die wir anbieten, wirklich wollen. Möchten sie wirklich aus dem Bett herausgenörgelt werden, vor dem Hinausgehen auf die Straße unsere aufmunternden Worte hören, über ihre schlechte Einstellung belehrt werden, bei einem Wettlauf ihre Zeit messen lassen, eine Runde Schach spielen, oder was auch immer? Das alles sind gute Übungen, doch nur dann, wenn jene, die sie ausüben, das Gute an diesen Disziplinen selber wertschätzen können.
Solange wir nicht dazu bereit sind, uns vom Disziplinieren, Lehren, und gar ihrer Bewertung zurückzuziehen, werden weder wir noch sie herausfinden, aus welchem Zeug sie wirklich gemacht sind. Gott hält sich größtenteils davon zurück, uns äußerlich zu disziplinieren. Die Maßstäbe stehen ja in den Lehren Jesu, falls wir wählen, sie anwenden zu wollen. Doch falls wir ihnen sowieso nicht nachkommen wollen, bauchen wir sie gar nicht erst zu lesen. Er gibt uns diese Freiheit.
Die Leiterschaft der Anonymen Alkoholiker stellt heraus, dass Alkoholiker erst dann nach Hilfe suchen, wenn sie ganz unten angekommen sind. Und Gott wartet auf etwas Ähnliches bei einigen von uns. Als Leiter sollten wir vielleicht das Gleiche mit einigen unserer Anhänger tun: damit aufhören, sie zu disziplinieren; damit aufhören, sie zu gängeln; einfach darauf hoffen und dafür beten, dass sie von sich aus anfangen, sich zu disziplinieren und zu versorgen.
Das ist der Punkt, an dem wir Leiter bereit sein müssen, ein paar anfängliche Verluste bei der Produktion zu akzeptieren. Auf sich selbst gestellt, werden deine Jünger wahrscheinlich nicht so lange oder so hart an ihrer eigenen Verbesserung oder an Änderungen in der Welt um sie herum arbeiten, wie du es gerne hättest. Nichtsdestoweniger werden sie alle Fortschritte, die sie machen, von sich aus tun, und nicht das erzwungene Ergebnis eines unleidlichen Leiters sein. Wir glauben jedoch, dass über die Zeit hinweg die Produktion sozusagen größer wird, denn solche Leute werden glaubenstreuer und interessieren sich nach und nach stärker für ihr eigenes geistliches Wachstum, da sie nämlich ihre Maßstäbe selber setzten und nicht wir es für sie taten.
Es könnte auch helfen, über sie gar nicht mal als „Anhänger“ zu denken. Betrachte sie als Besucher, als eventuelle Jünger, oder gar als völlige Feinde, die Gott in die selbe Zelle wie dich gesperrt hat, damit du es lernen kannst, sie aus keinem anderen Grund zu lieben als den, dass Gott sie liebt. Sei mit jeder positiven Resonanz zufrieden, die du aufgrund deiner Liebe und Geduld erhältst. Und tue was du kannst, um nicht durch den Verlust deiner Geduld jeden erreichten Fortschritt zu zerstören.
Schließlich muß ich die Nachfolger noch über einiges ernsthaft warnen: falls du das hier gelesen hast und jetzt denkst, dass dies eine gute Entschuldigung dafür ist, faul zu sein, dann denke lieber noch mal darüber nach, warum du bei uns sein möchtest. Es liegt da eine große, weite Welt vor uns, voller undisziplinierter Menschen. Unser Interesse liegt darin, jene zu finden, die von Gott diszipliniert werden möchten. Es könnte eine Zeit kommen, in der wir klar erkannt haben, dass du nicht daran interessiert bist, von Gott diszipliniert zu werden, und dann werden wir dich auffordern, deine Sachen zu packen, und dich in die kalte, grausame Welt zurückschicken.
Wie ich herausgestellt habe - Gott ist unglaublich geduldig mit uns. Jedoch wird es eine Schlacht zwischen Gut und Böse geben. Falls du versuchst, die Regeln zu brechen und der Wahrheit seiner Anforderungen an dich zu entfliehen, dann wirst du früher oder später dafür bezahlen. Ein Sprichwort besagt: „Hütet euch vor der Wut eines Geduldigen!“ Wieviel mehr gilt das für einen geduldigen Schöpfer. Wenn er schließlich die Luft herausläßt, dann wird die Hölle los sein. Sprichwörtlich. Vergiß, Geduld von deinen Leitern zu erwarten, und arbeite an deinem eigenen Problem... das bedeutet, sich demütig disziplinieren zu lassen.
Und während du dabei bist, lächle und danke Gott für seine Liebe und Geduld, und danke auch deinen Leitern.