„Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.” Matthew 10:7-8 Zwischen physischer Heilung und dem Königreich der Himmel besteht eine fundamentale Beziehung. Falls man all die Berichte aus den Evangelien herausnähme, an denen Jesus eine Heilung durchführte, dann würde sehr wenig übrigbleiben.
In der oben zitierten Textstelle befiehlt Jesus seinen Jüngern das zu tun, womit er selber so viel Zeit verbrachte - und das war, die „Kranken zu heilen”. Für jene von uns, die sich nicht einbilden, Wunderheiler zu sein, ist das alles ein bißchen abschreckend. Doch vielleicht haben wir (und möglicherweise auch jene, die sich einbilden, Wunderheiler zu sein) etwas übersehen.
Ich sah das Gebot, die Kranken zu heilen, zum ersten Mal als ich noch in der Schule war, und war die meiste Zeit meines Lebens auf der Suche nach seiner Bedeutung. Ich hatte Kindheitsträume, einmal ein medizinischer Missionar zu werden; doch als chirurgisch-technischer Assistent in einem großen Krankenhaus fühlte ich nach ein paar Monaten die Überzeugung, dass das Aufschneiden von Leuten nicht meine wirkliche Berufung war. Ich war mehr an Menschen als denkende und fühlende Persönlichkeiten interessiert, nicht so sehr an Brocken von Fleisch.
Ich hörte von Glaubensheilung, und das Thema faszinierte mich. Jedoch hatte ich den schleichenden Verdacht, dass mehr mit dieser Heilungsmethode versprochen als tatsächlich erreicht wurde. Ich experimentierte mit einer Reihe von verschiedenen Ansätzen, um zu sehen, ob ich eine Formel, eine Stellung oder eine Körperhaltung finden könnte, die hilfreich für eine Heilung wäre. Alles, was ich fand, war eine Menge Ansätze, die jedesmal versagten - und ein paar, die inmitten all dieser Mißerfolge einen gelegentlichen „Erfolg” erzielten.
Jahre gingen vorüber, und ich tat so gut wie gar nichts für eine Gehorsamkeit dem Gebot gegenüber, die Kranken zu heilen. Zusammen mit anderen Mitgliedern einer christlichen Gemeinschaft, der ich zugehöre, fing ich in den 80er Jahren an, als Tourist regelmäßige Besuche nach Indien zu tätigen. Über einen Zeitraum von Jahren sahen wir uns immer häufiger Situationen gegenüber, bei denen es um Leben oder Tod ging und wir durch unsere Aktionen tatsächlich einen Unterschied machen konnten. Ob es nun war, Antiseptika auf eine wunde Stelle aufzutragen, oder einen sterbenden Bettler in ein öffentliches Krankenhaus zu bringen - ich erlebte das Erretten von Leben. Ein näherer Blick auf die Bedingungen und die Einstellung in diesen Krankenhäusern zeigte uns, dass es uns nicht viel Ausbildung oder wunderwirkende Kraft kosten würde, an der Seite von Fachleuten für die Errettung von noch mehr Leben mitzuarbeiten. Alles, was benötigt wurde, war unsere Bereitschaft, für die größten Bedürfnisse verfügbar zu sein.
Einige von uns begannen damit, jene Patienten zu waschen und zu versorgen, die vernachlässigt wurden. Wir entblockten Toiletten, die von mafia-artigen Reinigungskräften absichtlich verstopft wurden, um von Patienten ein Trinkgeld zu erpressen. Wir kämpften mit der Bürokratie, um mittellosen Patienten den Zugang zu Krankenhäusern zu ermöglichen. Wir setzten uns für sauberes Wasser für die Hunderttausenden von Bewohnern der städtischen Elendsviertel ein. Und wir taten was wir konnten, um denen, denen wir halfen, Liebe zu zeigen. In dem, was wir taten, war sicherlich nichts Wunderhaftes; trotzdem folgten wir dem Gebot Christi, die „Kranken zu heilen”.
Zusammen mit anderen Mitgliedern unserer Gemeinschaft schrieb ich mich an einer australischen Universität für einen akademischen Lehrgang über Krankenpflege ein. Dieser Kursus betonte den Aspekt der „Zuwendung” - im Gegensatz zum „biomedizinischen” Ansatz, der traditionell von den Ärzten angewandt wird. Ich bin immer noch sehr von der modernen Medizin eingenommen, doch begann ich, die sehr wichtige Rolle der Fürsorge im Rahmen des Heilungsprozesses zu erkennen. Wie eine Mutter, die die Hand eines kranken Kindes hält und beruhigende Worte spricht, so gibt der Krankenpfleger dem Patienten das, was er braucht, und das ist mehr als Medizin allein. Was wir in Zeiten großen physischen Stresses oft am meisten brauchen, ist das Wissen, das jemand sich kümmert.
Die Uni, die ich besuchte, war eine Brutstätte von New-Age-Philosophien, und deshalb wurde immer mehr „Spiritualität” in den Kurs hineingedrängt. Trotz meiner Ablehnung von Aromatherapie und Duft- sowie Reflexzonenmassagen mußte ich doch mit vielem von dem übereinstimmen, was die Anhänger des New Age sagten. Die Ärzte sind die Götter der modernen westlichen Gesellschaft geworden, doch ist es nur deshalb dazu gekommen, weil wir uns alle verschworen haben, die unausweichliche Realität des Todes in unserem Unterbewußtsein zu vergraben.
Ärzte übersehen oft die Tatsache, dass trotz ihrer größten Bemühungen jeder einzelne ihrer Patienten letztendlich sterben wird. Was die Menschen wirklich brauchen, ist eine spirituelle Antwort, die über das Leben hinausgeht. Doch gleichzeitig muß sie im Umfeld einer materiellen/physischen Welt passend ausgedrückt werden. Da in der modernen Medizin Habgier und der Mangel an echter Sorge um den Patienten immer deutlicher werden, wenden sich die Menschen an alternative Formen der Heilung, die - recht offen gesagt - überhaupt nicht viel wissenschaftliche Substanz zur Schau stellen; sie zeigen jedoch ein persönliches Interesse an den Patienten und geben ihnen damit das Gefühl, dass sich jemand um sie kümmert.
Angesichts dessen fand ich mich als Christ dazu herausgefordert, etwas zur Verfügung zu stellen, das nicht nur dem gleichkam, was die New-Age-Bewegung anbot, sondern darüber hinausging... eine ernstgemeinte Sorge für andere, eine geistliche Hoffnung, und eine intellektuelle Ehrlichkeit über die Methoden, die ich anwandte. Doch bevor ich darauf eingehe, laß uns einen kurzen Blick auf die Geschichte des Heilens werfen:
GeschichteVor dem Erscheinen wissenschaftlicher Methoden neigten die Menschen dazu, alle Krankheiten auf geistliche Ursachen zurückzuführen und anzunehmen, dass jegliche Krankheit nur wenig mehr als eine spirituelle Behandlung erforderte. Aberglaube war in Hülle und Fülle vorhanden, denn Aberglaube war so ziemlich alles, was sie besaßen.
Missionare bezeichnen alle Stammes-Heilpraktiker gerne als Hexendoktoren, und unterstellen damit eine Bedeutungsgleichheit zwischen Unkenntnis und bösen Absichten. Die gleiche Art von Bezeichnungen wurde Frauen gegeben, die in vergangenen Jahrhunderten in Europa Zaubertränke und Kräuterheilmittel anboten. Es gab in jenen Tagen (wie auch heutzutage) zweifellos Scharlatane und Leute, die böse spirituelle Kräfte für egoistische Ziele heraufbeschwörten, doch in vielen Fällen wurden jene Bezeichnungen ungerechtfertigterweise benutzt. Es ist wahrscheinlich, dass zu allen Zeiten ein Prozentsatz der Heiler Leute gewesen sind, die Leiden wirklich lindern wollten, und die bei ihrer Suche nach wirksamen Heilmitteln gemäß ihrem besten Wissen experimentierten.
Eine Zeit lang lebte ich mit australischen Ureinwohnern (Aboriginals), und dabei lernte ich schnell, dass es dort zwei Sorten von Anleitern gab, die in ihren Gemeinschaften geistliche Macht ausübten: die Gadahtchies und die Nankarras. Die Gadahtchies sind die Stammesrichter, die die Leute für schlechte Taten bestrafen. Sie wirken im Geheimen, herrschen durch Furcht, und nutzen die Schuldgefühle aus, die wir alle haben. Sie „singen” oder „deuten mit dem Knochen auf” ihre Opfer, was einfach bedeutet, dass sie einen Fluch auf sie legen. Wenn ein Aboriginal den Verdacht hat, dass er oder sie verwünscht worden ist, dann wird oftmals ein Nankarra aufgesucht. Der Nankarra versucht, das Opfer zu „heilen” - oftmals dadurch, indem er den Körper liebevoll massiert, bis (durch Taschenspielertricks) ein Stein aus dem Körper herausgeholt wird. Der Stein stellt den bösen Geist dar, von dem er oder sie erlöst worden ist. Die Behandlung durch einen Nankarra wird gewöhnlich von einer dramatischen Verbesserung der Gesundheit begleitet, wenn es auch langfristig gesehen der Gadahtchie ist, der gewinnt - der Patient nimmt die alten Symptome wieder auf, und es geht ihm immer schlechter, bis schließlich der Tod eintritt.
Was ich aufzuzeigen versuche, ist, dass in diesen Gemeinschaften zwei Sorten von geistlichen Leitern am Werk sind. Die einen von ihnen könnten zu Recht als „Hexendoktoren” markiert werden, während die anderen sorgende, liebende Heiler sind. Und das, was wir heute moderne Medizin nennen, hat sich aus diesen beiden Quellen herausgebildet.
Die Entdeckung der Existenz verschiedenartiger Kreaturen, die insgesamt als „Keime” bekannt sind, sowie die Produktion von Mikroskopen, mit denen man sie auch sehen kann, waren der Auslöser einer Revolution in der Heilpraxis. Endlich waren die Menschen in der Lage, die Ursache einer großen Anzahl von Krankheiten objektiv zu identifizieren, und die Ursache physisch und mit dramatischen Ergebnissen anzugreifen. Die Entwicklung von Antibiotika und zahlreicher anderer Wunderdrogen trug zu dieser Revolution bei. Bedeutende Erhöhungen der menschlichen Lebensdauer über die vergangenen 150 Jahre können ohne jeden Zweifel mit diesen Verbesserungen in der Medizinwissenschaft verbunden werden.
Es könnte leichtfallen, sich die Geschichte der Heilkunst als eine ständig nach oben strebende Gechichte vorzustellen - von rückständigem Aberglauben zu fortschrittlicher Erleuchtung - und in vielerlei Hinsicht ist es das, was geschehen ist. Doch schon zu Beginn sahen die Ärzte bei ihren Entdeckungen eine Gelegenheit, sie für egoistische Zwecke zu mißbrauchen. Die „besten” Heiler waren immer von den wohlhabensten Leuten beschäftigt worden, und dies überließ die Armen den billigen Volksheilmitteln. Die Medizinwissenschaft wuchs größtenteils unter der Schirmherrschaft der Reichen und Mächtigen. Aus Furcht, dass Heiler aus dem gewöhnlichen Volk ihre Geheimnisse lernen und dadurch für ein Engagement bei den Reichen qualifiziert werden könnten, formten die „besten” Heiler schnell Brüderschaften, die darauf abzielten, außer ihrer eigenen alle anderen Heilmethoden auszuschließen und zu verurteilen.
Diese Praxis kann man heutzutage an den Eintrittsbedingungen für das Medizinstudium sehen. Von den Scharen, die gerne die Geheimnisse der Medizin erlernen würden, werden nur ein paar Auserwählte für das Training akzeptiert. Zur gleichen Zeit sterben in Gebieten, in denen es nicht genug medizinisches Personal gibt, jedes Jahr buchstäblich Millionen von Menschen. Als Folge des systematischen Ausschlusses von Millionen von Kandidaten aus den medizinischen Fakultäten lebt der Geist der „Hexendoktoren” weiter fort.
Du magst denken, es ist eine ungerechte Übertreibung, anzunehmen, dass der Durchschnittsarzt sich mehr ums Geldverdienen als um das Erretten von Leben sorgt. Doch wenn dem nicht so ist, warum gehen dann die meisten Ärzte nicht dorthin, wo der Bedarf am größten ist? Selbst in den reichen westlichen Gesellschaften siedeln sich die Ärzte überwiegend in den wohlhabendsten Gegenden an. Noch viel schrecklichere Abscheulichkeiten ereignen sich in Dritte-Welt-Ländern, wo von einem Arzt erwartet wird, so viele Patienten zu behandeln wie von hundert Ärzten in einem Erste-Welt-Staat.
All diese Eigensucht zeigt sich in einer Verlangsamung einfühlsamer Beziehungen zwischen den Ärzten und den Patienten. Die meisten von uns können mehr Zuwendung von unserem örtlichen Kaufmann fühlen als von unserem Hausarzt. Auch Krankenhäuser sind geldverdienende Unternehmen geworden, die sich mehr darum sorgen, ob du genug Geld für eine Behandlung hast, als darum, ob du eine Behandlung brauchst.
Inmitten all dessen hat die alternative Medizin angefangen zu blühen. Das meiste davon ist nicht viel mehr als sinnloser Hokuspokus; doch bietet sie in ihrer Vielzahl dem Patienten ein persönliches Interesse. Die Stammesheiler sind also zurückgekommen! Die Frage ist die: stellt dies einen Schritt nach vorne oder zurück dar? Die Antwort ist: beides.
Falls die Heilpraktiker die Vorzüge wissenschaftlicher Methoden bewahren können, und darüber hinaus eine Dimension persönlicher Fürsorge, die gefehlt hat, hinzufügen, dann könnte dies uns langfristig zugutekommen. Falls jedoch die Heilpraktiker moderne Medizin nur deshalb verwerfen, weil die Oberschicht ein Monopol darauf hat (und demzufolge Quereinsteiger aus ihr keinen Gewinn machen), dann könnten wir beim Schlechtesten von beiden Seiten landen.
Christliches HeilenZu Beginn des 20. Jahrhunderts kam eine neue religiöse Bewegung mit dem Namen Pfingstbewegung
auf, die das wundersame Eingreifen Gottes bei Heilungen hervorhob. Dies wurde durch christliche Schriften stark unterstützt. Auf der rechten Seite befindet sich ein Diagramm des Evangeliums nach Markus, das die relative Länge (in Grün) von Absätzen zeigt, die sich auf die Heilungswunder Christi beziehen. Wie man sehen kann, werden ganze Kapitel mit der Beschreibung seiner Heilungen, die alle übernatürlich erschienen, gefüllt.
In dem Maß wie in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen von der Ärzteschaft desillusioniert worden sind, hat dies die christlichen Heilungsmethoden noch stärker begünstigt. Viele Christen sehen sie als die christliche Alternative zu der Habgier und Unehrlichkeit der New-Age-Rezepte.
Jedoch weist eine genaue Untersuchung darauf hin, dass es auch in der Pfingstbewegung unheimlich viel Unehrlichkeit und Ausbeutung gibt. (Mehr darüber im Abschnitt „Der Placeboeffekt”.) Überall kann man die Enttäuschten sehen, die sich fragen: „Was ist denn schiefgelaufen?” Und wir und einige andere haben damit begonnen, dieses Durcheinander zu durchwühlen, um herauszufinden, ob es unter all den Fälschungen auch etwas Ehrliches gibt.
Es wäre hilfreich, sich erstmal vorzustellen, dass die Bibel in der Zeit „primitiver Medizin” geschrieben wurde. Der primitive Glaube, dass Krankheit eine Form der Bestrafung Gottes sei, ist einer von vielen, die Jesus herausforderte. (Siehe
John 9:1-3) Die primitive Medizin lehrte vieles, das Jesus nicht gutheißen konnte. Er schien jedoch die grundlegenden Formen von Behandlung, die in jedem Zeitalter praktiziert wurden, zu befürworten. Sicherlich beschränkte er sich nicht auf Blitze vom Himmel als die Kur für alle Leiden. Selbst in der Textstelle, von der der Titel dieses Aufsatzes stammt (
Matthew 10:7-8), sagt er auch: „...reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus.” Verschiedene Formen von Leiden sollten auf verschiedene Weisen behandelt werden.
Leute, die heutzutage beanspruchen, Heilungsgaben zu besitzen, sind nicht davon ausgenommen, die gleiche persönliche Anteilnahme zu vermitteln. Selbst der am kürzesten angebundene Arzt könnte kaum noch unpersönlicher sein als ein protestantischer Fernsehprediger, der seine Hände über Säcke ungeöffneter Post hält, dabei Gott um die „Erfüllung aller Bedürfnisse” bittet, bevor Gruppen von Freiwilligen die Briefumschläge aufschneiden und das in ihnen enthaltene Geld herausziehen.
Doch was sind die Heilmittel, die Gebetsheilern zur Verfügung stehen? Und wie kann man diese mit denen der traditionellen Heiler, New-Age-Heiler oder modernen Ärzte vergleichen?
Tatsache ist, dass sich alle Heiler auf eine kurze Liste von Behandlungen verlassen - in Textstellen des Neuen Testamentes wird auf sie alle hingewiesen. Unten haben wir die fünf Hauptformen von Behandlungen aufgelistet, die zeigen, wie sie mit primitiver, moderner, alternativer, und christlicher Heilpraxis in Verbindung stehen. Es erscheint, dass christliche Heilung beabsichtigt, an der Seite der anderen Ansätze selbstsicher zu funktionieren, und eine jegliche Behandlung, die eine erfolgreiche Heilung zuwege bringt, integrieren möchte.
I. ArzneienArzneimittel (Pillen, Flüssigkeiten, Feststoffe oder Gase) werden gewöhnlich durch den Mund eingenommen. Sie können jedoch auch durch die Poren der Haut wirken (Lotionen oder Salben), eingespritzt werden, oder in der Form von Augentropfen, Ohrentropfen oder Zäpfchen dargereicht werden.
Primitive Praktiker benutzten alles, von Kräutern bis zu gemahlenen Knochen, um daraus für ihre Patienten einen Trank zu machen.
Moderne Medikamente werden hauptsächlich von großen Pharmakonzernen synthetisch hergestellt. Dies schließt Dinge ein wie Antibiotika und schmerzlindernde Mittel.
Alternative Behandlungsmethoden umfassen Aromatherapie und alle Arten von „natürlichen” (d. h. pflanzlichen) Mitteln.
Das christliche Gegenstück ist, den Patienten mit „Öl” zu „salben”. Jakobus wies frühkirchliche Leiter an, dies zu tun, wenn andere Christen krank wurden (
James 5:14); und als Jesus die Jünger mit Anweisungen, die Kranken zu heilen, aussandte, berichtet Markus, dass die Jünger „viele Kranke mit Öl salbten und sie gesund machten”. (
Mark 6:13) Man berücksichtige die Tatsache, dass sie keine moderne „Wunderheilmittel” hatten; deshalb benutzten die Jünger einfach die primitive Medizin, die verfügbar war (ausgenommen Pfuschermethoden). In der Geschichte über den barmherzigen Samariter erzählt Jesus, dass jener zu dem verletzten Mann ging und „ihm seine Wunden verband und darein Öl und Wein goß...” (
Luke 10:34) Alkohol (d. h. „Wein”) wird noch heute zum Reinigen von Wunden benützt. Öl und Alkohol (oder andere Produkte der organischen Chemie) stellen einen großen Bestandteil dessen dar, was wir heute Medizin nennen. In einem Fall wandte Jesus bei einer blinden Person etwas an, das eine Medikation für die Augen gewesen sein könnte. (
John 9:6-7) Es erscheint, dass die Verabreichung von Medikamenten ein zulässiger Bestandteil christlicher Heilung ist.
II. ManipulationEin Ausdruck von Heilbehandlungen ist es immer gewesen, etwas von außen am Körper zu tun. Über die Zeitalter hinweg sind die Behandlungen relativ ähnlich gewesen, sodass sich Biegen und Drehen in der modernen Physiotherapie oder Reiben und Drücken durch Masseure und Chiropraktiker von den Übungen, die von Stammesheilern aus der ganzen Welt durchgeführt werden, nicht so sehr unterscheidet. Die physische Berührung ist besonders im Falle der Einrenkung von Knochen oder beim Massieren von schmerzenden Muskeln und Gelenken hilfreich. Doch ist sie auch - nebst all den anderen Behandlungsformen - als ein Ausdruck der Liebe wichtig. Die moderne Forschung hat gezeigt, dass die Patientenreaktion besser ist, wenn sie neben der Behandlung auch eine menschliche Berührung erfahren... dies ist eine grundlegende Aufgabe des Pflegeberufs.
Mit der Betonung Christi auf die Liebe als den letztgültigen christlichen Dienst ist es daher keine Überraschung, dass seine Heilungen oftmals von einem menschlichen Touch begleitet wurden (z. B.
Luke 4:40). In einigen Fällen, wie beispielsweise bei der Frau mit dem krummen Rücken oder bei dem Taubstummen erscheint es selbstverständlich, das leidende Körperteil zu berühren. (
Luke 13:13,
Mark 7:32-33) Als der gute Samariter die Wunde des verletzten Mannes verpflegte, praktizierte er damit gleichzeitig „das Hände-Auflegen“. (Siehe auch
Mark 16:18 und
Acts 8:18)
III. VerstümmelungDas Beschneiden ist die am weitesten verbreitete Form der Verstümmelung; viele Stämme schneiden auch andere Körperteile auf, um böse Geister oder Substanzen herauszulassen. Vor vielen Jahrhunderten wurden als Behandlung für jene, die unter geistigen Störungen litten, Löcher in die Köpfe gebohrt.
Die moderne Medizin hat sich durch das zunehmende Wissen über die menschliche Anatomie tiefer mit dem Körper beschäftigt, um Abnormalitäten durch Operationen entweder herausschneiden oder berichtigen zu können.
Die Überbenutzung des Skalpells hat bei alternativen Bewegungen zu einer Bewegung gegen solche „unnatürliche” Praktiken geführt. Die Akupunktur ist eine viel zahmere Form der Verstümmelung, und sie wächst daher an Beliebtheit unter denen, die nach alternativen Behandlungen suchen.
Außer Hinweisen im Alten Testament auf die Beschneidung gibt es im Neuen Testament sehr wenig Bezug auf Verstümmelungen. Wenn man in Betracht zieht, dass man zu jener Zeit keine Operationen durchführte, und dass die wenigen Verstümmelungen, die existierten, mehr schädlich als nützlich waren, ist dies verständlich. Jesus spricht jedoch auf drastische Weise darüber, „die Hand abzuschlagen” oder „das Auge auszurupfen”, falls es gegen dich „sündigt” (
Mark 9:43-48), und betont damit, dass manchmal durchgreifende Maßnahmen nötig sind, um gegen noch stärker durchgreifende Konsequenzen zu schützen. Dies scheint der grundlegende Gedankengang zu sein, der hinter einem weisen Gebrauch von medizinischen Eingriffen steht.
IV. Metaphysische AktivitätenDies ist ein Feld, auf dem sich primitive Praktiker auszeichneten. Sie taten es gerne, über den Patienten Rasseln zu schütteln, Federn zu schwenken oder x-beliebige andere Arten von Ritualen durchzuführen, um böse Geister abzuwehren. Dabei wurde mit dem Patienten nicht unbedingt physischer Kontakt aufgenommen, und dennoch erreichte der Glaube des Patienten an die Gegenwart einer übernatürlichen Beschützung oftmals mehr als all die anderen Behandlungen zusammen.
Und das ist, woran es der modernen Medizin am meisten gefehlt hat. Was in den heutigen Krankenhäusern einer immateriellen Behandlung für eine Krankheit am nächsten kommt, sind Röntgenapparate. Da Wissenschaft sich als so viel wirksamer als Aberglaube erwiesen hat, haben die Ärzte den Bedarf von etwas Übernatürlichem oft übersehen.
Die alternative Medizin hat oft danach gestrebt, das Spirituelle zurückzuerobern, doch oftmals nur zusammen mit pseudowissenschaftlichen Ausdrücken über Dinge wie Kraftfelder und Auren. Meditation, Sprechgesänge und das Ersuchen verschiedener Geister stellen ebenso Teile der alternativen Neubelebung dar.
Die einfache christliche Antwort ist das Gebet zu einem allwissenden, allmächtigen, liebenden Gott. Dies schließt sowohl die Gebete des Heilers als auch die des Heilenden ein. Es sollte alles dafür getan werden, die Tatsache mitzuteilen, dass durch die anderen praktischen Behandlungen, die von Christen ebenfalls angeboten werden (d. h. die „Öle”, die sie verschreiben, die Arbeit ihrer „Hände”), ein unsichtbarer Gott wirkt. Und das bringt uns zum letzten Punkt...
V. BotschaftenBelehrung der einen oder anderen Sorte wird immer einen Teil des Heilens darstellen. Einige Lehren zielen einfach darauf ab, die Menschen auf die Notwendigkeit anderer Behandlungen aufmerksam zu machen (beispielsweise durch Aufklärung über Ernährung, oder durch Broschüren, die in einer Klinik über eine Vielzahl von Themen angeboten werden). Das Lernen kann sich auch mit den Faktoren beschäftigen, die von anderen Behandlungen nicht abgedeckt werden. In primitiven Gesellschaften setzen Stammesgesetze bestimmte Verhaltensregeln durch und definieren gewisse Tabus. Heute sind diese durch einen Beratungsdienst und durch Gesundheitserziehung ersetzt worden. Jeder Heilungsansatz hat seine eigene, besondere Betonung - sei es ein Predigen über die Notwendigkeit, „unsauberen” Menschen, Situationen und Lebensmitteln fernzubleiben, sei es die Befürwortung von Erholung, Hygiene und guter Ernährung, oder sei es das Lobpreisen der Wunder einer vegetarischen Lebensweise. Das Lehren ist ein starker Bestandteil des Heilens, und das Wort „Doktor” (aus Lateinisch „doctrina” = Lehre) bedeutet eigentlich „Lehrer” (was der Grund dafür ist, dass Leute „Doktoren” in anderen Gebieten außer der Medizin sein können).
Christliche Lehre betont die Notwendigkeit, mit Schuldgefühlen umzugehen, zu wissen dass man geliebt wird, und an ein Leben nach dem Tod zu glauben. All dies ist nicht von der Heilkunst getrennt; es ist viel mehr ein integraler Bestandteil. Im nächsten Abschnitt wird mehr darüber gesagt.
Warum heilen?Jeder Patient, der von einem Arzt geheilt wird, wird letztendlich sterben. Das Gleiche könnte für alle Patienten gesagt werden, die von einem Glaubensheiler oder von Jesus selber geheilt werden. Von einem christlichen Gesichtspunkt aus ist es deshalb offensichtlich, dass die Heilkunst keinen Selbstzweck darstellt.
Jesus sprach: „Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun...” Unser natürliches, egoistisches Denken nimmt an, dass das Großartigste, das wir tun könnten, das wäre, jemanden zu heilen oder von den Toten auferstehen zu lassen. Lazarus wurde tatsächlich von den Toten erweckt, doch mußte auch er ein paar Jahre später sterben. Was Jesus vor seinem Tod und vor seiner Wiederauferstehung nicht tun konnte, war, den Menschen das ewige Leben anzubieten. Zu jenem Zeitpunkt hatte er noch nicht den Preis dafür bezahlt.
Doch können wir dies anbieten. Und falls wir das auslassen, dann verpassen wir den ganzen Sinn der Heilkunst, welcher ist, die Menschen zu etwas Besserem zu führen. Unser physisches Leben ist vorübergehend, und sein Hauptzweck ist, uns für ein höheres Leben vorzubereiten. Die meisten Menschen übersehen dies jedoch. Jesus sprach:
„Ein Zeichen (oder Wunder) verlangt diese Generation, die doch böse ist und sich von Gott abgewandt hat! Aber es wird ihr kein Zeichen gegeben werden, nur das des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte in der Tiefe der Erde sein. Im Gericht werden die Leute von Ninive gegen die heutige Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie sind auf Jonas Predigt hin umgekehrt – und hier ist einer, der mehr ist als Jona! Im Gericht wird auch die Königin aus dem Süden gegen die heutige Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören – und hier ist einer, der mehr ist als Salomo!” (
Matthew 12:39-42)
Es besteht kein Zweifel, dass Jesus Wunder vollbrachte; und sie bewiesen seine Autorität in geistlichen Angelegenheiten. (Siehe
Mark 2:6-12 und
John 5:36). Doch jetzt, nachdem er sein Leben gegeben hat und wiederauferstanden ist, sind die Wunder nicht erforderlich. Von Zeit zu Zeit geschahen sie, und sie werden weiterhin geschehen, doch sind sie nicht die Kernaussage des Neuen Testamentes.
Bei der Betonung der modernen Gebetsheilung ist das übersehen worden. Hörst du die Prediger sagen, dass der Wille Gottes für uns vielleicht sein könnte, zu sterben? Nein. Erst wenn jemand gestorben ist wird das Thema erwähnt. Im 8. Kapitel des Römerbriefs Verse 22-25 steht, dass unsere sterblichen Körper noch nicht erlöst worden sind. Und im 1. Korintherbrief Kapitel 15 Verse 49-53 steht, dass dies erst bei der Rückkehr Jesu passieren wird, wo allen Christen neue und unsterbliche Körper gegeben werden. In der Lehre, dass der Tod Jesu uns physische Vollkommenheit in diesem Leben erkauft hat, wird das nicht berücksichtigt und sogar bestritten.
Die moderne Glaubensheilung ist nicht so sehr auf einen Glauben an Gott gebaut als auf einen Glauben an Heilung. Und wenn sie scheitert, die Ansprüche zu erfüllen, dann wird das Ergebnis immer ein Verlust des Glaubens an Gott sein. Weil die westliche Gesellschaft schlecht für den Tod gerüstet ist, fordert sie Heilung. Da wir den Tod - die stärkste Realität, der jeder einzelne von uns auf diesem Planeten begegnet - in unserem täglichen Leben nicht sehen wollen, wird er unter den Teppich oder in die Altenheime gefegt. Selbst die Kirche fürchtet sich, ihn zu erwähnen. Und warum können wir ihn nicht konfrontieren? Weil wir keinen Glauben an die Wiederauferstehung Christi haben!
Jesus befahl uns niemals, „Zeichen und Wunder” zu vollbringen oder sie gar zu verheißen. Er versprach, dass sie geschehen würden, wenn wir Glauben an ihn haben. Womit er uns jedoch beauftragte, war einfach „die Kranken zu heilen”. Er verlangte nicht, dass wir sie alle heilen, oder dass wir dies augenblicklich tun müßten (selbst einige seiner Heilungen verliefen schrittweise - siehe
Mark 8:23-25 &
Luke 17:14.), doch sagte er, dass wir einige von ihnen heilen sollen. Und der Grund, warum er uns damit beauftragt, ist, weil er möchte, dass wir seine Liebe demonstrieren. Unsere Stärkungsmittel, unser Berühren und unsere Lehre - sie alle sollen den Menschen in dieser vorübergehenden Welt wahre Liebe vermitteln.
In der Bibel steht, dass „der menschliche Eigenwille sich nicht dem Gesetz Gottes unterstellt, und dazu auch gar nicht fähig ist.” (
Romans 8:7) Als ich das zum ersten Mal las, dachte ich: „Wie kann jemals jemand bekehrt werden? Wenn die geistlichen Menschen auf der einen Seite der Mauer sind und die sinnlichen auf der anderen Seite, und die Mauer schalldicht ist, wie kann es da jegliche Hoffnung auf Veränderung geben?”
Und das ist der Moment, an dem die Botschaften von Weihnachten und Ostern ins Spiel kommen... Weihnachten ist die Fleischwerdung Christi. Gott stieg über diese Mauer, und wurde für uns „Fleisch”. Obwohl er - wie wir heute - auf jede Weise in Versuchung geführt wurde, sündigte er doch nicht. Und letztendlich opferte er sein vollkommenes Fleisch als ein geistliches Opfer für unsere Sünden. Ostern ist die Zeit, an der wir uns erinnern, dass er sein Leben für uns gab. Er fordert uns jetzt dazu auf, dass wir unser Kreuz aufnehmen und seinem Beispiel folgen, indem wir unser Leben für andere geben.
Die Heilkunst gibt jenen von uns, die denken, sie seien recht spirituell, eine Gelegenheit, über die Mauer zu klettern und der Welt etwas anzubieten, das sie braucht und wünscht. Die Welt benötigt nicht so viel Heilung wie sie denkt; doch wenn wir unser Leben dazu benützen, Heilung zu geben, dann könnten wir vielleicht von den Menschen genug Aufmerksamkeit kriegen, um ihnen etwas Besseres anzubieten: ewiges Leben!
Ähnlich dem Gebot Christi, den Armen zu helfen, tun wir dies nicht deshalb, weil es ihre wirklichen (geistlichen) Probleme lösen würde, sondern einfach deswegen, weil er es forderte. (Tatsächlich werden wir in beiden Fällen selber wahrscheinlich mehr davon profitieren als die Leute, denen wir helfen.) Das große Paradoxon ist, dass, wenn wir in einfachem Glauben und Gehorsam handeln, wir etwas auslösen, das die Menschen für die Ewigkeit ändern kann. Leider, wenn wir uns weigern, in einfachem Glauben und Gehorsam zu handeln (und stattdessen Organisationen, Tricks und Theologie Vertrauen schenken), dann machen wir es für uns selber völlig unmöglich, Teil von etwas Ewigem zu werden.
Der PlaceboeffektEin Placebo, oder Scheinmedikament, ist eine Zuckerpille oder ähnliches, das einem Patienten mit der Verständigung gereicht wird, dass es eine Gesundheitsverbesserung herbeiführen wird, selbst wenn die Person, die es gibt, weiß, dass es keinen medizinischen Wert besitzt. Es ist gezeigt worden, dass ungefähr 20% der allgemeinen Öffentlichkeit nach der Einnahme eines Scheinmedikamentes eine Gesundheitsverbesserung berichten wird. Doch dies hängt natürlich davon ab, gegen was genau es eingenommen wurde. Diese Erscheinung nennt man den „Placeboeffekt”.
Um herauszufinden, wie wirksam ein Medikament ist, werden in wissenschaftlichen Tests immer Placebos benutzt. Hierfür werden Tabletten an zwei Gruppen ausgegeben. Eine Gruppe erhält Placebos, und die andere bekommt das wirkliche Medikament; doch denken beide Gruppen, dass sie das wirkliche Medikament erhalten hätten. Eine jegliche Erfolgsrate für das Medikament im Test muß durch das Subtrahieren der Erfolgsrate des Placebos korrigiert werden. Wenn also 28% der Leute, die ein neues Medikament ausprobiert haben, berichten, dass sich ihre Arthritis nach Einnahme der Medikation verbessert hat, jedoch 21% von denen, die ein Placebo eingenommen haben, Verbesserungen erfahren, dann hat das neue Medikament wirklich nur eine Erfolgsquote von 7%.
Scharlatane geben ungeniert ihren Behandlungen eine Anerkennung für Erfolge, die nur dem Placeboeffekt zugeschrieben werden können. Auf der Grundlage, dass wenigstens 20% der Öffentlichkeit durch ihre Zuckertabletten geholfen wird, argumentieren viele, dass dies moralisch gerechtfertigt wäre. Wenn sie nicht wissen, was sie den Patienten sonst geben sollten, verschreiben Ärzte tatsächlich oft selber Zuckerpillen.
Durch die Veröffentlichung von Zeugnissen derer, die behaupten, dass ihnen durch Placebos geholfen wurde (und der Ablehnung, jene zu erwähnen, denen nicht geholfen wurde), kann ein guter Heilpraktiker unter den Patienten größeren Glauben an sich erzeugen, was seinerseits einen noch ausgeprägteren Placeboeffekt bewirkt.
Um die Erfolgsrate auf erstaunlich hohe Zahlen zu erhöhen, kann man zahlreiche Tricks benützen. Im Fernsehen wurde beispielsweise eine Iridologin (Augendiagnostikerin) gezeigt, die einen Patienten untersuchte, der, ohne etwas darüber zu sagen, an Migräne litt. Nachdem sie ihm in die Augen schaute, sprach die Iridologin zu ihm: „Leiden Sie an Kopfschmerzen?” Der Patient war erstaunt, und fragte: „Woher wissen Sie, dass dies mein Problem ist?” Die Wahrheit war, dass die Iridologin über das Problem nichts wußte. Sie stellte nur eine Frage, die gewöhnlich bejaht wird (was die Patienten zu dem Glauben veranlaßte, dass die Frau sehr schlau war), denn Kopfschmerzen ist eine der am meisten verbreiteten menschlichen Leiden.
Damit die Schau variiert werden kann - falls etwas schief läuft - wird ein guter Zauberer oder eine gute Zauberin dir niemals im Voraus sagen, was er/sie tun wird. Scharlatane tun das Gleiche. Die Iridologin wäre nicht verlegen gewesen, falls der Patient ihre Frage verneint hätte, denn sie hatte nicht gesagt, dass sie die Krankheit des Patienten diagnostizieren würde. Sowohl der Patient als auch die Fernsehzuschauerschaft glaubten jedoch, sie hätten den Beweis für die Wirksamkeit von Augendiagnose erlebt, und das alleine trug dazu bei, den Placeboeffekt der Frau für die Zukunft zu erhöhen.
Wie wir bereits festgestellt haben, ist es die persönliche Zuwendung, die die alternativen Heilpraktiker ihren Patienten geben, was die Öffentlichkeit anzieht. Doch legt diese persönliche Zuwendung durch eine Erwartung, die Ruhmreden des Praktikers zu beteuern, auch eine emotionale Verpflichtung auf den Patienten.
Ein ähnlicher Druck dient Glaubensheilern, die oft in einem Klima arbeiten, wo ein Heilungsmißerfolg eine gewisse moralische Behinderung seitens des Patienten impliziert. Patienten werden fast immer dazu gedrängt, ihre Heilungen zu „beanspruchen”, indem sie erklären, dass sie geheilt worden seien, selbst wenn objektive Hinweise dagegen sprechen. Falls ihr „Anspruch” jedoch nicht erfüllt wird, dann fällt es bekennenden Christen äußerst schwer, zuzugeben, an einem Schwindel teilgenommen zu haben. In der Hoffnung, die Heilung zu erhalten - von welcher der vorangegangene Verlierer behauptete, sie erhalten zu haben - tut der Rest der Versammlung indes das Gleiche. Inmitten all dieses „positiven Denkens” erfahren einige Menschen jedoch wirklich Linderung, und der Placeboeffekt steigert sich. Solche Fälle werden dann als Rechtfertigung für die ganze Angelegenheit vorgezeigt.
Früher oder später muß sich jeder, der an der Heilkunst interessiert ist, mit der Sache der Placebos beschäftigen. Bei einem Wettbewerb, in dem beide Ansätze beanspruchen, eine Heilung zu bewirken, müssen wirkliche Behandlungen eine echte Heilqualität besitzen, um ein Placebo schlagen zu können. Wie stehen jedoch deine Chancen, ein Placebo zu schlagen, wenn du dich gar weigerst, eine Heilung zu versprechen? Durch die Ablehnung, den Patienten falsche Hoffnungen zu geben, versäumst du jene Heilungen, die einfach durch einen blinden Glauben an dich hervorgerufen würden.
Ein Freund von mir, der ein Arzt war, hatte in seiner privaten Arztpraxis keinen Erfolg, weil er darauf bestand, mit den Patienten ehrlich zu sein. Er beschwerte sich: „Die Patienten wollen nicht hören, dass ich nicht weiß, was sie haben. Sie wollen, dass man ihnen erzählt, dass alles unter Kontrolle ist - ob's stimmt oder nicht.”
Oberflächlich betrachtet erscheint es, dass Ehrlichkeit deine Fähigkeit zu heilen, beeinträchtigen wird. Jedoch beeinträchtigt sie nur deine Fähigkeit, den falschen Glauben an dich oder an deine Behandlungen zu erzeugen. Uns wird als Christen von Christus nicht befohlen, die Kranken zu täuschen; wir sollen sie heilen. In Wirklichkeit ist es sowieso Gott, der die Heilung bewirkt; und falls wir in der Partnerschaft verbleiben wollen, wird es daher für uns besser sein, nach seinen Regeln zu spielen. Laß die „böse Generation” ihre „Zeichen und Wunder” haben. Unsere Aufgabe ist es, Liebe, Glauben und Ehrlichkeit zu zeigen.
Und ich glaube, dass letztlich diese Dinge sowieso ganz oben stehen werden!